Kommentar

Brexit by a Brit II.

Juraj Šupák

Ein Kommentar von Andrew Dickson.

Wow! 3 Jahre und 7 Monate nach dem EU-Referendum, bei dem 51,9% der Wähler "Austreten" ankreuzten, bleibt uns nur noch eine sehr kurze Zeitspanne, bis Großbritannien die EU verlässt. Mit erstaunlich wenig Drama wird Großbritannien nach 45 Jahren als eines der wichtigsten Mitglieder des größten Handelsblocks der Welt ruhig und legal aus der EU austreten. Mit dem Austritt Großbritanniens und seinem 16%igen Haushaltsbeitrag *(Quelle Financial Times) wird die Wirtschaft der EU kleiner als die der USA.

Wenn man die britischen Medien in den letzten Wochen liest, scheint es, als ob „Meghxit“ oder „Harrxit" mehr von öffentlichen Interesse sind als der Brexit, da mit dem Paar Herzogin von Sussex und Prinz Harry ein weiteres stark unabhängiges Mitglied eine stabile Institution verlässt, die wohl modernisierungsbedürftig ist.

Der Brexit ist allerdings nicht nur für das Vereinigte Königreich, für die EU27 und für alle "dritten" Handelspartner Großbritanniens, mit denen neue Handelsabkommen ausgehandelt und umgesetzt werden müssen, von großer Bedeutung. Wir aus Großbritannien exportieren 48% unserer Waren in die EU. Die Ungewissheit über die Zukunft des Handels zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Rest der Welt bleibt bestehen. Die einzige Änderung in den letzten vier Monaten ist, dass wir wissen, dass wir außerhalb der EU Handel treiben werden.

Die Zeit drängt, da die Regeln und Zölle der Welthandelsorganisation bereits ihren Schatten vorauswerfen. Die Confederation of British Industry (CBI) ist der Ansicht, dass im Falle eines fehlenden Handelsabkommens mit der EU 90 % der Warenexporte Großbritanniens in die EU wertmäßig mit Zöllen belegt werden würden. Der durchschnittliche Zollsatz auf britische Exporte würde 4,3 Prozent betragen, der durchschnittliche Zollsatz auf Importe aus der EU in das Vereinigte Königreich etwa 5,7 Prozent. Teurere Waren und Dienstleistungen wären die Folge.

Wenn also der erste Countdown mit dem Austritt endet, beginnt sofort ein neuer, innerhalb dessen wir unseren Status bis 1. Januar 2021 definieren und erreichen müssen.

Unternehmen müssen sich in der Übergangsphase weiterhin auf drei Schlüsselbereiche konzentrieren:

  • Mitarbeiter: Zugang zu Talenten, Visa und Wohnsitz ab dem 01/01/21
  • Import, Export und Lieferkette: Navigation durch zukünftige Regeln, Zölle und Mehrwertsteueranforderungen und Umgang mit Lieferanten
  • Steuerkonformität: das Vereinigte Königreich wird ein eigenständiges Steuersystem definieren

Positiv ist zu vermerken, dass die Auswirkungen auf britische Bürger mit Wohnsitz in der EU und EU-Bürger mit Wohnsitz im Vereinigten Königreich vorerst glücklicherweise vernachlässigbar sind. Die Menschen werden ihre Rechte aufgrund eines "Settled Status"-Systems in Bezug auf Arbeit, Gesundheitsfürsorge, Renten oder Reisen, wie im Rücktrittsabkommen festgelegt, behalten.

Ich bin der Ansicht, dass dies eher das Ende vom Anfang als der Anfang vom Ende ist und dass die Übergangszeit von 11 Monaten eine erhebliche Flexibilität von allen Seiten erfordern wird. Die harte Arbeit hat gerade erst begonnen.

Andrew Dickson, International Liaison Director, Grant Thornton Austria.